Sanfte Klänge, große Wirkung

Wie finden wir einen Weg, Kinder in die Lage zu versetzen, Lerninhalte aufnehmen und gemeinsam Freude an Wissen entwickeln zu können? Kann gewaltfreie, respektvolle Kommunikation mit Grundschulkindern geübt werden? Wie kann dies in Klassen mit verschiedensprachigen Kindern gelingen, die bislang in heterogenen kulturellen Gemeinschaften aufgewachsen sowie zum Teil durch Fluchterfahrungen oder andere Formen von Gewalt traumatisiert sind? Eine Antwort auf diese Fragen zu finden, war Auftrag und Vermächtnis unserer verstorbenen Clubschwester Jutta. 

Gemeinsam mit dem Schulpädagogen-Team der Wallschule Sally Perel wurde die Projekt-idee skizziert. Für die Durchführung des Projektes konnte die Sozialpädagogin Teresa Grote gewonnen werden, die sich fachlich intensiv mit alternativen Möglichkeiten der Bewältigung von Problemen und Blockaden beschäftigt hatte. Wenn Sprache an Grenzen kommt, kann der Einsatz von Klängen und Musik für Entspannung sorgen und somit z.B. die Fähigkeit zuzuhören, verbessern. Aufmerksamkeit und Konzentration werden erst möglich, wenn sich der Körper in einem gewissen Maß an innerer Ruhe und Gelassenheit befindet, wenn Selbstvertrauen durch das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele ermöglicht wird. 

Das Projekt wurde über mehrere Monate in Kleingruppen durchgeführt, um eine intensivere Beschäftigung mit den einzelnen Kindern zu ermöglichen bzw. eine ruhigere Atmosphäre darstellen zu können. In einem gut erreichbaren, externen Raum wurde von der Therapeutin mit Teppichen, Matten und Decken sowie kleinen Lampen eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen, um jedem Kind einen gemütlichen Platz anbieten zu können. 

Die Projektstunden bestanden aus strukturierten Angeboten, z.B.  

  • „zur Ruhe kommen“ durch gezielte Bewegung oder Atmung
  • Körpererfahrung / Wahrnehmung durch Schallwellen mit Einsatz von Klangschalen
  • Instrumenten, die vorgestellt wurden und ausprobiert werden konnten
  • Experimenten, Wasser und Schallwellen, Musik sichtbar machen, Musik zum Anfassen bzw. Berührung des Klangs
  • Rituale, gemeinsames Singen, Abschlusslied

Die Kinder haben erlebt, dass sich Entspannung trainieren lässt, wenn man es regelmäßig übt. Um sich erinnern zu können, wie sich Ruhe anfühlt, gab es für zu Hause kurze Audio-aufnahmen. Ein kleiner Stein sowie ein Spruch, der regelmäßig wiederholt wurde, sollen helfen, die Erfahrung wachzuhalten. Die Herangehensweise wurde aus fachlicher Sicht bestätigt. Die Kinder sind im Laufe der Zeit achtsamer geworden – mit sich selbst, miteinander sowie mit dem, was im Raum geschah. Das Hören wurde zum aufmerksamen Zuhören. Sanft und vorsichtig gespielte Instrumente sowie zunehmend stille Momente. Die Kinder haben selbst eine Atmosphäre gestaltet, in der sie zur Ruhe kommen, kreativ sein und Klang spielerisch entdecken konnten. Die Wirkung von Vibrationen auf den Körper war eine verbindende gemeinsame Erfahrung“ berichtete Frau Grote. Nach zahlreichen positiven Rückmeldungen sowohl von den Kindern „…darf ich beim nächsten Mal meine Mama mitbringen?“ wie auch von den Eltern „…meine Tochter war sehr beeindruckt von den Klängen und der Entspannung. Zu Hause haben wir manchmal versucht, uns ebenso zu entspannen… “ sind wir überzeugt, dass jedes Kind aus diesem Projekt etwas ganz Persönliches mitnehmen konnte. Es ging nicht um Leistung, sondern um das Erleben von Stille, Klang, Gemeinschaft – etwas, das im Schulalltag oft zu kurz kommt, aber wichtig ist für ein gelingendes Miteinander, sowohl in der Schule wie auch in der Familie.




YouTubeFacebookLinkedInInstagramPodcast
Top